Khaled, 49

Ich stamme aus einem syrischen Dorf in der Nähe zur türkischen Grenze. Ich kann mich noch genau daran erinnern, was dort los war: Die Gesellschaft war multikulturell geprägt - Araber, Türken und Kurden lebten alle friedlich zusammen. Auch der Grenzverkehr war sehr lebendig. Viele Menschen fuhren zum Einkaufen in die Türkei, denn dort gab es Elektrogeräte günstiger. Insgesamt hatte ich eine schöne Kindheit, in der mich meine Zeit in der Grundschule besonders prägte. Ich war sehr begeistert von meinen Lehrern und wollte von da an selbst Lehrer werden. Das Schulsystem in Syrien hat aber auch seine Probleme, wie ich anfügen möchte. Eines davon sind die sehr großen Klassen. Teilweise sind 60 Schüler in einem Raum mit nur einem Lehrer. Das muss man erstmal hinbekommen. Ich habe mir sehr viel Mühe gegeben in meinen 10 Jahren, die ich dort Geschichte und Geografie gelehrt habe. In den letzten vier Jahren war ich sogar für die Qualitätskontrollen der anderen Lehrer im Unterricht zuständig.

2013 ging ich wegen des Krieges in die Türkei. Dort wurde ich Leiter von speziell für syrische Flüchtlingskinder eingerichteten Schulen. An diesen Schulen waren zu Hochzeiten bis zu 1000 Kinder, das war eine große Verantwortung für mich. Leider war es meistens eine Art Notunterricht für die Kinder, damit sie die wichtigsten Fächer vermittelt bekommen. Bei all der Not hat mir die Aufgabe aber auch Spaß gemacht. Leider war das Gehalt sehr gering. Ich konnte damit kaum die nötigen Lebensmittel und meine Miete zahlen. Daher ging ich 2015 nach Deutschland. Über Umwege landete ich mit meiner Familie in Halle an der Saale. Meine Frau und ich mögen es hier. Aber für meinen Sohn ist die Stadt zu klein. Er will nach dem Abitur in einer anderen Stadt studieren. Ich arbeite zurzeit bei LAMSA e.V. als Berater für zugewanderte Eltern. Das Projekt trägt den Titel INEMSA. Wir beraten in der Muttersprache vieler Hilfesuchender. Ich helfe bei allen Fragen rund ums Bildungssystem. Häufig möchten die Eltern Empfehlungen für Schulen haben oder brauchen Hilfe bei der Anmeldung in einer Kita.


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