Ich komme aus dem Norden Syriens. Ich bin Kurdin – das ist mir wichtig, denn meine Nationalität spielt für mich nur eine untergeordnete Rolle. Wir Kurden leben in verschiedenen Ländern, aber die gemeinsame Kultur verbindet uns.
Eigentlich wollte ich Lebensmittelingenieurin werden. Doch als ich 2013 an meinem ersten Tag an der Uni war, griff eine terroristische Gruppe an, die dem IS nahestand. Sie haben Studierende getötet. Ich hatte Angst und bin nie wieder dorthin gegangen.
2014 bin ich mit meinen Cousinen zum Studieren in die Türkei gegangen und habe dort Lebensmittelingenieurwesen studiert. Mein Cousin hatte mir viel über den Beruf erzählt – vor allem darüber, wie Lebensmittel kontrolliert werden, ob in Firmen oder in der Gastronomie. Das fand ich spannend, also zog ich es durch. 2019 war ich fertig, aber eine Arbeit zu finden, war schwierig.
Meine Familie war da schon in Deutschland – sie floh 2016 nach Halle und versuchte, mich nachzuholen. 2021 konnte ich endlich nachkommen. Doch die ersten Jahre waren schwer, es war die Corona-Zeit. Ich fühlte mich oft traurig und hilflos, weil ich nichts machen konnte – alles war geschlossen. Aber ich wollte unbedingt Deutsch lernen. Also begann ich mit den Schulbüchern meines kleinen Bruders, der damals in der zweiten Klasse war.
2022 habe ich als Dolmetscherin gearbeitet, und aktuell bin ich ehrenamtlich als Sprachmittlerin bei SISA tätig. Dort kümmere ich mich vor allem um Übersetzungen. Mein großes Ziel ist es aber, endlich in meinem erlernten Beruf zu arbeiten. Die Anerkennung meiner Abschlüsse habe ich bereits erhalten, jetzt bin ich aktiv auf Jobsuche und versende fleißig Bewerbungen.
Ich wünsche mir, dass Menschen sehen: Nicht alle Migranten sind schlecht. Viele von uns wollen sich ein Leben in Deutschland aufbauen und sich integrieren. Genau das tue ich – mit voller Kraft und viel Hoffnung für die Zukunft.
Sie möchten in Deutschland gern in dem Beruf arbeiten, den Sie in Ihrer Heimat erlernt haben? Das IQ Netzwerk berät Sie gern kostenlos und unterstützt Sie beim Finden der für Ihren Berufs- oder Studienabschluss zuständigen Anerkennungsstelle (Behörde). Weiterhin informieren wir Sie zu Qualifizierungsmöglichkeiten nach einer Teil- oder Nichtanerkennung Ihres Abschlusses.