Aram, 26

„Ich bin Kurde und komme aus dem Nordosten Syriens, aus der Stadt al-Hasaka. Im Jahr 2012 habe ich dort mein Abitur mit der Note 1,7 abgeschlossen. Aufgrund der Bedrohungslage für die kurdische Bevölkerung, die auch direkt mich und meine Familie betraf, musste ich im Juli 2012 fliehen, obwohl ich kurz vorher die Zulassung für mein geplantes Jura-Studium erhielt. Mein Vater war ein aktiver Anwalt für Menschenrechte, seinem Vorbild wollte ich nacheifern und den gleichen Weg nehmen. Das ging dann nicht mehr und im November 2013 kam ich in Deutschland an. Im April 2014 startete ich meinen Integrations-Deutschkurs. Ziel war nun für mich, Medienkommunikation und Politikwissenschaften oder Jura als Plan B in Deutschland zu studieren. Als Nebenjob arbeitete ich in der Gastronomie und konnte nebenbei ab 2016 in der Landesaufnahmeeinrichtung im Magdeburger Herrenkrug im Auftrag der Johanniter als Flüchtlingsbegleiter die Sozialarbeiter unterstützen. Seit 2016 arbeite ich freiberuflich als Dolmetscher und übersetze Amtsdokumente für öffentliche Auftraggeber. Nach der Auflösung der Landesaufnahmeeinrichtung bekam ich einen Job als Fachassistent in der Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit und arbeitete als Jobvermittler im Arbeitgeberservice der BA bis Ende 2019. Ich unterstützte die Mitarbeiter der Agentur bei der Kommunikation mit Geflüchteten. Leider war diese Projektarbeit zeitlich begrenzt. Die geflüchteten Menschen wollten und wollen den Weg in den Arbeitsmarkt finden, doch es bedurfte auch Überzeugungskraft auf beiden Seiten. Ich kann viele erfolgreiche Beispiele nennen, wie sie den Weg als Fachkräfte in die regionale Wirtschaft gefunden haben. Und ich konnte auch sehen, dass es viele Arbeitgeber gab und gibt, die auch Fachkräfte suchten.

Für mich war besonders wichtig zu zeigen, dass wir es als Geflüchtete schaffen uns zu integrieren. Für mich heißt Toleranz nicht, dass uns die deutsche Gesellschaft in Ruhe lässt. Für mich heißt das, dass wir uns gegenseitig kennenlernen und uns Austauschen über die Aspekte eines guten Lebens.  Und das wir uns einbringen in den beruflichen Alltag sowie in die Gesellschaft. Es reicht nicht nur miteinander zu kochen. Nein, es geht um mehr, um ein Verstehen untereinander. Aus dieser Überzeugung und nach diesem Prinzip haben wir einen Verein namens Syrisch-Deutscher Kulturverein e.V. gegründet. Ich bin seit September 2019 der stellvertretende Vorsitzende dieses Vereins und hoffe, so einen Beitrag der Völkerverständigung für dieses große Ziel mit einzubringen.  

Mich begeistert die große Offenheit, die mir entgegengebracht wurde. Ich konnte und kann beweisen, dass ich mich in die Gesellschaft einbringe. Es ist wunderbar, dass ich weiter studieren kann, dass ich als Mensch mit Migrationshintergrund viele Fähigkeiten habe, ich eine positive Rolle für meine Mitwelt spielen kann. Das gibt mir eine große Zufriedenheit. Mein Plan ist, mein Studium abzuschließen, denn ohne Berufs- oder Studienabschluss hat man meiner Meinung nach weniger Chancen für eine gute Arbeit.

Als Botschaft würde ich anderen Menschen mitgeben: Toleranz und Austausch heißen, Menschen mit Migrationshintergrund die Chance zu geben, sich auf dem Arbeitsmarkt zu beweisen und eine positive Rolle in der Gesellschaft zu übernehmen. Es geht um mehr als nur den Austausch der Kulturen, es geht um mehr als nur die Sprache zu erlernen. Wir sind Teil der Gesellschaft.

Jetzt arbeite ich im Unterstützungsteam der Personalabteilung eines großen weltweit agierenden Logistikunternehmens. Seit 2017 lebe ich in Magdeburg.“


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